Earth and Fire

Ein Jahr, in dem wir überwiegend digitale Inhalte konsumiert haben, hat uns hungrig nach taktilen Erfahrungen gemacht. Wieder einmal von physischen Objekten umgeben zu sein, ist Balsam für die Sinne. Wir dürfen sie vielleicht nicht anfassen, aber wir können wieder neue Formen und Texturen spüren. Anders als bei früheren Ausgaben konzentriert sich die diesjährige Ausstellung auf ein sehr taktiles Medium: Keramik. Das Wort Keramik kommt aus dem Griechischen "keramos" und bedeutet "gebrannte Erde". Es beschreibt jeden Gegenstand, der aus einer Mischung aus Ton, irdenen Elementen, Pulvern und Wasser hergestellt und in einem Hochtemperaturofen, dem sogenannten Brennofen, gebrannt wird.

Keramik war das erste vollständig von Menschenhand geschaffene Material, und fast jede primitive Gesellschaft stellte aus leicht verfügbaren Zutaten irgendeine Art von Töpferware her. Keramische Gegenstände konnten zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, zum Kochen und zum Transport von Wasser verwendet werden. Die ästhetische Bandbreite der Keramik ist enorm, und die verschiedenen Techniken zur Herstellung von Töpferwaren bis hin zu Porzellan sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Böden unserer Erde. Das Ergebnis hat ebenso viel mit Chemie, Geologie und Technologie zu tun wie mit dem Ausdruck von Geschmack und Ästhetik. Die historischen Räume von Schloss Hollenegg sind mit Keramik- und Porzellanstücken gefüllt, die von japanischen Imari-Waren über chinesische Vasen, Augarten-Teebecher, Meißner Teller, Nymphenburger Tafelaufsätze, persische Kacheln und imposante Öfen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Neben den kostbaren Stücken findet man oft auch alltäglichere und charmantere Gegenstände, die von der Geschichte des Schlosses als Wohnstätte zeugen. Für Earth and Fire präsentieren dreiundzwanzig zeitgenössische Designer ihre eigenen keramischen Arbeiten neben den historischen Stücken von Schloss Hollenegg. Einige Objekte haben eine gemeinsame Form oder Funktion, andere eine besondere Eigenschaft oder eine ästhetische Affinität.

Die Paarungen haben zu ungewöhnlichen und imaginären Gesprächen geführt, durch die man die einzelnen Objekte besser verstehen kann. Ein neugieriger Betrachter kann durch Vergleiche Fakten und Hypothesen aufdecken: Wir bemerken eine Kurve, wenn wir eine gerade Linie beobachten; wir bewundern einen Glanz, wenn wir Undurchsichtigkeit erkennen können; wir erfreuen uns an Farbe, weil wir Weiß erkennen. Indem sie alte und neue Keramiken nebeneinander stellt, möchte die Ausstellung den Besucher auf eine Entdeckungsreise mitnehmen und den unglaublichen Einfallsreichtum von Kunsthandwerkern und Designern sowie die fast magische Kraft der Kombination von Erde und Feuer vor Augen führen. Gleichzeitig baut die Künstlerin Marie Janssen nur einen kurzen Spaziergang vom Schloss entfernt, halb versteckt im Wald, in Handarbeit eine große Installation, die vollständig aus Keramik besteht: einen Brunnen in Form einer Muschel. Das große öffentliche Kunstprojekt, das einer Wasserschnecke nachempfunden ist und an ein menschliches Ohr erinnert, wird vor Ort gebrannt. Der funktionierende Brunnen wird der Gemeinde als Geschenk erhalten bleiben, als mysteriöses, gestrandetes Erinnerungsstück an eine Zeit, die einmal war.

Teilnehmende:

  • Ahryun Lee
  • Alice Walton
  • Alterfact
  • Attua Aparicio
  • Babette Wiezorek
  • Bnag
  • Decio Studio
  • Erik Haugsby
  • Jessie Derogy
  • Karl Moines
  • Katie Stout
  • Floris Wubben
  • Maria Scharl
  • Marie Janssen
  • Misha Kahn
  • Onka Allmayer-Beck
  • Prinzhorn Kadanka
  • Reinaldo Sanguino
  • Sarah Pschorn
  • Sem Leutscher
  • Studio Furthermore
  • Teresa Berger
  • Unfold

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